66: Da ist Musik drin
Seit 1996 findet alle zwei Jahre in Berlin die InnoTrans statt, die mittlerweile weltgrößte Fachmesse für Eisenbahn und alles, was dazugehört, mithin der Hauptgrund dafür, warum das Berliner Messegelände umfangreiche Gleisanlagen hat. Dieses Wochenende ist es mal wieder so weit, und mir blutet das Herz, dass ich zu den Publikumstagen nicht kommen können werde, weil ich für meine zweite Magisterklausur lernen muss.
- Das große Geld kommt aus China, Indien und Russland. Aber auch der traditionell als nicht gerade hochdynamische deutsche Bahnmarkt gibt mittlerweile wieder einiges her: Voith hat der DB für eine flockige Viertelmilliarde Euro 130 Stück seiner mittelschweren Diesellok Gravita (an deren erstem Exemplar noch nicht einmal der schwarze Lack des Betreibers MRCE Dispolok trocken ist) verkauft, womit sich eine seit zirka zehn Jahren in der Luft hängende Beschaffungsfrage gelöst hat. Man rechnet auch damit, dass bei den ebenfalls mehrfach vertagten Beschaffungen von Streckendieselloks und neuen Intercity-Zügen demnächst der Knoten platzt. (Natürlich kauft nicht nur die DB jede Menge neues Material. Auch zum Beispiel die Nordwestbahn, die die Bremer Regio-S-Bahn betreiben wird, kauft in großem Stil ein. Und für Frankfurt und Berlin gibt es jede Menge neue Straßen- und Stadtbahnfahrzeuge.)
- Es ist entgegen Pressebehauptungen noch nicht entschieden, welches Zugkonzept die neuen DB-Intercitys haben sollen. Auch der Railjet hat ganz explizit noch Chancen. Dabei sollen Züge speziell für IC-Verkehre und nicht mit ICE-Ausstattung beschafft werden. Die üblichen Verdächtigen waren ja selbstverständlich davon ausgegangen, dass die DB unter der Hand die vollständige Abschaffung des IC plant, aber das ist derzeit nicht belegbar.
- Der Markt bleibt in Bewegung: Mit Crotram und Solaris drängen osteuropäische Hersteller neu in den Straßenbahnmarkt, und Kawasaki will in Zukunft auch in Europa Hochgeschwindigkeitszüge verkaufen. Die Experten orakeln herum, ob die großen integrierten Bahntechnikkonzerne oder eher die mittelständischen Zulieferer die großen Gewinner des Bahnbooms sein werden - die einen sehen den Vorsprung der Großen bröckeln, die anderen bald eine neue Konsolidierungswelle rollen. Wenn man Vergleiche zur Automobilindustrie zieht oder schaut, welchen Aufstieg der ehemalige Branchenzwerg Stadler hingelegt hat, scheint mir eher der Mittelstand die Nase vorn zu haben. Es bleibt jedenfalls spannend.