Nun also doch
Es gibt jetzt, anders als ursprünglich geplant, doch einen Artikel zwischen den Jahren, ich hoffe, er gefällt :)
Kolumne über die Eisenbahn in Deutschland und anderswo.
Es gibt jetzt, anders als ursprünglich geplant, doch einen Artikel zwischen den Jahren, ich hoffe, er gefällt :)
Ressort: In eigener Sache
- Vor fünf Jahren hielten die Gudrun und der Rasende Roland in Güllen. Dazu noch der Diplomat und die Lorelei. Alles Expresszüge von Bedeutung. [...]- Nun halten nicht einmal mehr die Personenzüge. Nur zwei von Kaffigen und der Einuhrdreizehn von Kalberstadt. (Friedrich Dürrenmatt: Der Besuch der alten Dame. Zürich: Diogenes, 1956)
Ressort: Fahrplan, Fahrzeuge, Kultur, Personenverkehr
Obwohl die Netzverbindung mittlerweile wieder perfekt läuft, ist es immer noch ein Glücksspiel, ob Bilderuploads bei Blogger funktionieren.
Ressort: In eigener Sache
Letzte Woche war Fahrplanwechsel, und das in ganz Europa, wie jedes Jahr zum zweiten Sonntag im Dezember. (»In ganz Europa« heißt hier: Bei allen Mitgliedern und Partnern des Forum Train Europe, was der schicke neue Name der altehrwürdigen Europäischen Fahrplankonferenz ist.)
Ressort: Bahnhöfe, Bauarbeiten, Fahrplan, Infrastruktur, Personenverkehr
Das versprochene Wunschkonzert fällt aus, nachdem beide Vorschläge, die es gegeben hat, schon einmal angerissen worden waren - BahnCards und Vergleichbares in Prellblog 54, der Railjet in Prellblog 42 - und ich mir nicht ganz sicher bin, ob ich heute, ohnehin schon verspätet, zu einem der beiden Themen einen ganzen neuen Artikel hinbekomme.
Ressort: In eigener Sache
Unter anderem wegen erheblicher, der Vorbereitung bedürfender Examensfeierlichkeiten fällt das Prellblog in dieser Woche aus. Als kleine Entschädigung wird die nächste eine Wunschfolge - kommentiert diesen Artikel mit Themenvorschlägen, und der erste geeignete Vorschlag wird das Thema von Prellblog 76.
Ressort: In eigener Sache
Ressort: Bahnhöfe, Bauarbeiten, Hochgeschwindigkeit, Infrastruktur, Intermodal, Personenverkehr
Die Prüfungen liegen hinter mir, leider ist aus der Verspätung des Prellblogs ein Totalausfall geworden, aber man muss Prioritäten setzen. In nächster Zeit werde ich wieder ausführlicher Themen vorbereiten können; falls es Themenwünsche gibt, bitte jederzeit per Kommentar äußern - danke!
Ressort: In eigener Sache
Etwa im Jahre 1912 kam eine Bäuerin aus der Schwalm in die Universitätsfrauenklinik nach Marburg, um sich wenige Wochen vor ihrer Entbindung nochmals untersuchen zu lassen. Die Schwalm ist eine Landschaft in Oberhessen, in der die Bäuerinnen bis zur Mitte [des 20.] Jahrhunderts die landesübliche Tracht mit enggeschnürter Wespentaille, mehreren kurzen Röcken übereinander und langen weißen Strümpfen trugen. [...] Der zuständige Arzt stellte nach der Untersuchung zu seiner Überraschung fest: »Sie haben bereits entbunden!« Auf diese Mitteilung hin war die Frau völlig außer sich [...]. Sie sei morgens mit der Kleinbahn nach Marburg gefahren. Allerdings sei ihr auf der Fahrt schlecht geworden, und sie habe für einige Minuten den Abort aufsuchen müssen. Der Arzt fuhr in richtiger Ahnung der Dinge sofort mit dem Fahrrad die Eisenbahnstrecke ab und fand tatsächlich wenige Kilometer von Marburg entfernt das neugeborene Baby unversehrt zwischen den Schienen liegen.Die Bäuerin hatte, festgeschnürt in die Schwälmer Tracht und der Tradition entsprechend ohne Unterwäsche, das Kind auf dem Abort in einer Sturzgeburt verloren. [... D]er automatische Abortunterdeckel muß ebenso wie die Holzschwelle zwischen den Geleisen den Sturz abgebremst haben. (Rolf W. Brednich: Die Maus im Jumbo-Jet. Neue sagenhafte Geschichten von heute. München: C.H. Beck, 1994, Beck'sche Reihe 435, S. 133f.)
Ressort: Fahrzeuge, Personenverkehr, Service
Nach einer rätselhaften Accountsperrung durch Arcor, bei weiterhin extrem unzuverlässiger Verbindung und mit der letzten Prüfung im Anzug verschiebt sich auch das heutige Prellblog um einige Tage.
Ressort: In eigener Sache
Vor einiger Zeit wurden bei einigen amerikanischen Verkehrsbetrieben unbestuhlte Wagen eingeführt, als Versuch, die ölpreis- und wirtschaftskrisenbedingten Fahrgastzuwächse in den Griff zu bekommen. Wenn man davon einmal absieht, sitzt man im Schienenverkehr, besonders auf längeren Strecken, gemeinhin, wozu mehr oder minder bequeme Sitzgelegenheiten vorgesehen sind.
Ressort: Fahrzeuge, Kultur, Personenverkehr
Da ich in den letzten beiden Tagen mündliche Hauptfachprüfung und Geburtstag hatte, bitte ich um Verständnis dafür, dass das Prellblog, das gestern fällig gewesen wäre, wohl erst morgen kommen wird.
Ressort: In eigener Sache
Nach einigem Lärm um die Sonderzahlungen, die der Bahn-Vorstand im Falle eines geglückten Börsengangs erhalten sollte, und vor der Kulisse einer weltweit in sich zusammenfallenden Wirtschaft ist die teilweise Kapitalprivatisierung der DB ML AG nun endgültig auf unbestimmte Zeit vertagt worden.
Ressort: Politik, Wirtschaft
Ressort: Güterverkehr, Infrastruktur, Politik
Durch irgend ein technisches Problem ist meine Internetverbindung nervenzerfetzend langsam geworden und der Monteur kommt erst morgen. Außerdem stehe ich im Moment zwischen meinen mündlichen Prüfungen. Ich bitte um Verständnis, dass sich das dieswöchige Prellblog mindestens um einen Tag verschiebt.
Ressort: In eigener Sache
Das Herbeiführen von Katastrophen ist den Deutschen seit 1945 ziemlich abgewöhnt worden. Das Herbeisehnen jedoch bleibt Volkssport; angeblich zu befürchtende Zusammenbrüche und Bankrotte sind die gängige Münze der Diskurse in Deutschland. Die Rhetorik weckt mulmige Assoziationen: Sei es religiöse - man nehme nur das pausewangeske Schreckensbild der durch Atomkrieg und/oder weltweites Umkippen der Ökosysteme leergefegten Erde, mit dem meine ganze Generation aufgewachsen ist -; oder sei es an geschichtstheoretisches Geschwurbel - die üblichen Verdächtigen kann man zur »demographischen Katastrophe« oder zum »Weltkrieg um Wohlstand« eigentlich nicht lesen, ohne an Schulbücher der 1920er zu denken, in denen vorgerechnet wurde, dass das territorial gestutzte und seiner Kolonien beraubte Reich mangels Land und Leuten bald ethnisch und wirtschaftlich untergebuttert würde. Damals sprachen noch bemonokelte Akademiker vom Finis Germaniae, heute führt jedes Handwerksmeisterlein »Gute Nacht, Deutschland!« im Munde, aber geändert hat sich im Grunde nichts.
Ressort: Infrastruktur, Kultur, Medien, Politik, Umwelt, Wirtschaft
Seit über einem halben Jahr, nämlich seit dem Prellblog 55 nicht mehr, hat es keine Folge von Projekt Eiertanz, der Serie zum DB-Börsengang, mehr gegeben. Einiges, was damals absehbar war, hat sich mittlerweile verdichtet.
Ressort: Politik, Wirtschaft
In der Linkspalte gibt es einen Neuzugang: Markus Howeihe, seines Zeichens Lokführer bei der DB und mittlerweile mit Hochgeschwindigkeit im Fernverkehr unterwegs, schreibt bei »Speed Tf« über seinen Beruf.
Ressort: In eigener Sache
Jede Bahnfahrt beginnt entweder mit dem Kauf eines Fahrscheins oder dem Einstieg in den Zug. Der zweite Fall ist wesentlich häufiger als man meinen könnte: Alle Inhaber von Zeitkarten, deren extremste Ausprägung in Form der BahnCard 100 in Deutschland in letzter Zeit überraschend populär geworden ist, steigen einfach so ein, und natürlich auch alle, die eine Fahrkarte erst im Zug lösen.
Letzteres ist dabei oft von ungeahnten Hindernissen begleitet. Im Fernverkehr der Deutschen Bahn wird beim Nachlösen ein Zuschlag kassiert ("Bordpreis"), aber immerhin gibt es überhaupt noch Fahrkarten zu kaufen. Im Nahverkehr ist es mittlerweile sehr stark von der Region beziehungsweise vom Verkehrsverbund abhängig; in den meisten Gegenden gibt es gar keine Nachlösemöglichkeit, außer dort, wo in den Vertragsbedingungen des Bestellers verlangt ist. Meistens stehen dann Fahrscheinautomaten im Zug zur Verfügung, einige Verkehrsverträge sehen jedoch auch Kartenverkauf durch das Personal vor. Bei den privaten Fernverkehrsbetreibern werden meines Wissens auch problemlos Karten an Bord verkauft.
Es sind auch sehr bizarre Detaillösungen möglich. Die S-Bahn RheinNeckar hat qua Ausschreibung Fahrkartenautomaten in jedem Zug. Benutzt werden dürfen diese allerdings nur als Rückfallebene für den Fall, dass die Automaten im Bahnhof nicht mehr tun. (In diesem Fall erlassen einem übrigens auch die Zugbegleiter im Fernverkehr den Bordpreiszuschlag.) Generell versuchen die Verkehrsverbünde den Verkauf von Verbundfahrscheinen an Bord auch zu unterbinden, da es nicht in ihrem Interesse ist, Verkehr über die Verbundgrenze zu fördern. Das ist zwar logisch, aber auch traurig. Wer zum Beispiel eine Netzkarte für den RMV hat und mit dem durchgehenden RegionalExpress Frankfurt-Saarbrücken ins RNN-Gebiet fahren möchte, hat schlechte Karten.
Der Hauptgrund, den Bordverkauf zu verhindern, ist jedoch die Prävention des so genannten Graufahrens, das darin besteht, ohne Fahrschein in einen Zug einzusteigen und beim Nahen der Zugbegleiterin zu behaupten, man sei erst beim letzten Halt dazugekommen. Das passiert nicht selten und überall dort, wo weiterhin Nahverkehrsfahrkarten auf Kulanzbasis im Zug verkauft werden, ist es immer noch oft zu beobachten.
Letztlich ist der unbestreitbar immense Komfortgewinn durch Fahrscheinverkauf im Zug nur zu realisieren, wenn die Kontrolldichte auch ausreicht. Ein Zugbegleiter bei nahezu jeder Fahrt ist unabdingbar; es ist insofern auch keine Überraschung, dass dies bei immer mehr Ausschreibungen gefordert wird.
Eine gute Frage noch zuletzt: Wie merkt sich das Zugpersonal eigentlich, wo im Zug jemand neu eingestiegen ist und noch die Fahrkarte vorzeigen muss?
Angeblich ist das Betriebsgeheimnis. Ich vermute einfach, durch Erfahrung; man kann sich so ein Wagenbesetzung wohl irgendwann visuell einprägen.
Bild: Edward Betts bei Wikimedia Commons (Details und Rechtefreigabe)
Ressort: Personenverkehr, Service
Ressort: Fahrzeuge, Güterverkehr, Hochgeschwindigkeit, Wirtschaft
Seit 1996 findet alle zwei Jahre in Berlin die InnoTrans statt, die mittlerweile weltgrößte Fachmesse für Eisenbahn und alles, was dazugehört, mithin der Hauptgrund dafür, warum das Berliner Messegelände umfangreiche Gleisanlagen hat. Dieses Wochenende ist es mal wieder so weit, und mir blutet das Herz, dass ich zu den Publikumstagen nicht kommen können werde, weil ich für meine zweite Magisterklausur lernen muss.
Ressort: Medien, Wirtschaft
Ressort: Fahrzeuge, Infrastruktur, Integration, Normen, Personenverkehr, Politik
Bei Autos weiß man so ungefähr Bescheid, wie das alles läuft: So ein Ding hat einen Halter, der es bei der Zulassungsstelle zulässt, Kraftfahrzeugsteuer dafür zahlt und es alle paar Jahre zur Hauptuntersuchung vorführt. Zum Einsteigen und zum Starten braucht man einen Schlüssel oder zumindest so etwas Ähnliches, damit man es überhaupt darf, muss man einen Führerschein haben.
Ressort: Fahrzeuge, Normen, Sicherheit
Das Gebäude, in dem ich wohne, liegt direkt neben den Gleisanlagen des Marburger Hauptbahnhofs. Etwa zweihundert Meter weiter werden deren letzte Ausläufer von einer stählernen Stabbogenbrücke überspannt, die die Rudolf-Bultmann-Straße über sie hinwegführt; es ist die einzige Überführung über die Gleise zwischen dem Stadtzentrum und dem nördlichen Stadtrand.
Ressort: Bauarbeiten, Infrastruktur, Wirtschaft
Zwar habe ich tatsächlich einen neuen Beitrag gebracht, der mir in den Fingern gejuckt hat, aber vor dem 21. August wird es wohl kein Prellblog mehr geben. Wer nett ist, drückt mir die Daumen für meine Magisterarbeit.
Ressort: In eigener Sache
Italien ist, soweit ich das beurteilen kann, in der öffentlichen Wahrnehmung kein großes Eisenbahnland. Was den allermeisten Leuten zu dem Thema allerhöchstens einfällt, ist, dass Mussolini angeblich dafür gesorgt hat, dass die Züge pünktlich fahren; das ist ungefähr so wahr wie die Behauptung, Hitler habe die Autobahn erfunden. Ganz ähnlich jedoch wie die Nazis die Autobahnen beanspruchte auch der italienische Faschimus etwas für sich, was bereits lange vor seiner Machtübernahme angeleiert worden war; in diesem Falle die vielleicht ersten modern trassierten Eisenbahn-Schnellfahrstrecken überhaupt. Schon 1913 begann der Bau der Linie Florenz-Bologna, die mit einem allein mehr als 18 Kilometer langen Basistunnel durch den Apennin und großzügigen Talbrücken das vorwegnahm, was beispielsweise in Deutschland erst ab 1978 Realität werden sollte. Der Bau dauerte 21 Jahre; in den 1930ern fuhren dann klimatisierte Elektrotriebzüge (siehe Bild), bei einem Rekordversuch wurde eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 165 km/h erzielt, die selbst für manche heutige Schnellstrecken noch ganz respektabel ist.
Ressort: Hochgeschwindigkeit, Infrastruktur, Medien, Personenverkehr, Wirtschaft
Das Prellblog ist wieder einmal unbestimmt verzögert, weil ich derzeit mit meiner Magisterarbeit zu tun habe und keine fertigen Artikel in Reserve liegen. Ich muss mir außerdem mal wieder ein paar zugkräftigere Themen ausdenken, mit den letzten Ausgaben war ich persönlich nicht so zufrieden.
Ressort: In eigener Sache
Im Prellblog 58 habe ich grob beschrieben, wie Eisenbahnsignale funktionieren. Es handelt sich dabei um eine durchaus ausgereifte Technik, die, ausgestattet mit mancherlei Spitzfindigkeiten wie zum Beispiel automatischer Erkennung durchgebrannter Lampen, ein erhebliches Maß an Sicherheit garantiert.
Ressort: Hochgeschwindigkeit, Infrastruktur, Normen, Sicherheit
Auch wenn ich Rheinland-Pfalz als Bundesland ganz ehrlich wesentlich weniger abgewinnen kann als meiner derzeitigen Heimat Hessen, fühle ich mich ihm als gebürtiger Pfälzer doch durchaus verbunden. Darum soll es heute um etwas gehen, was nicht nur ich für eine der größten Errungenschaften in diesem schönen Lande halte: Den Rheinland-Pfalz-Takt.
Das Land ergriff, als nach der Bahnreform die Verantwortung für den Schienenpersonennahverkehr auf die Länder überging, die Gelegenheit beim Schopfe und führte 1994 einen integrierten Taktfahrplan (ITF) ein.
ITF heißt in seiner populärsten Form, dass Züge oder auch andere Verkehrsmittel (Busse oder Straßenbahnen) sich zu bestimmten Zeiten an bestimmten Knotenpunkten so treffen, dass dort ein Übergang zwischen allen oder zumindest vielen zusammenlaufenden Linien besteht. Dies hat auf den Fahrplan viele Auswirkungen, unter anderem die, dass Linien auf leicht merkbare Grundtakte (typischerweise Stundentakt) umgestellt werden. Insgesamt war der Rheinland-Pfalz-Takt ein recht mutiges Unterfangen, da die Menge der Zugleistungen um die Hälfte gesteigert wurde. Die Nutzung verdoppelte sich dafür glatt - ein Musterbeispiel für das, was man angebotsorientierte Verkehrspolitik nennt.
Und das alles, obwohl gewisse Kernpunkte des Taktkonzeptes meines Wissens bis heute nicht stehen, wie zum Beispiel der schnelle Regionalexpress Pirmasens-Bingen.
Eine mittelbare Auswirkung des Taktes war, dass Planungen für weitere Streckenstilllegungen in der Schublade blieben und Nebenbahnen wie die Lautertalbahn ausgebaut und attraktiviert wurden; sogar Reaktivierungen ruhender Strecken hat es gegeben. Auf vielen Linien wurden kleinere, aber wirkungsvolle Maßnahmen durchgeführt, um Verbindungen zu verbessern; so wurden Bahnhöfe auf eingleisigen Strecken so umgebaut, dass zwei kreuzende Züge gleichzeitig und nicht erst nacheinander einfahren können.
Teilweise ist sogar der Überland-Busverkehr in den Taktfahrplan eingebunden.
Vorgestern stellten die Schienennahverkehrszweckverbände Nord und Süd (der südliche wird übrigens vom Landrat meines Heimatkreises geführt, der sich auch erfolgreich für die Erhaltung der Glantalbahn als Draisinenstrecke eingesetzt hat) die Zukunft des Taktes in Form des Zielangebots für 2015 vor. Angesichts der anstehenden Ausschreibungen von Verkehren im Wettbewerb geht man davon aus, eine Ausweitung der Bruttoverkehrsleistung um 20 % ohne erhöhten Mitteleinsatz zu erreichen. Inwieweit man das als ein offizielles Anerkenntnis sehen kann, dass man DB Regio derzeit für um ein Sechstel überteuert hält, mag jeder für sich entscheiden.
Im Zusammenhang mit diesen Ausweitungsplanungen werden in Koblenz und Trier neue Taktknoten eingerichtet, der in Kaiserslautern verbessert, es soll erheblich bessere Anbindungen von Luxemburg, Saarbrücken, Mannheim, Frankfurt, Straßburg und Thionville geben und Dutzende neuer Haltepunkte; aber vor allem sind Reaktivierungspläne in ungeahntem Umfang in den Präsentationen zu finden. Neben der ja schon beschlossenen Wiedereröffnung der Hunsrückquerbahn zum Flughafen Hahn finden sich da die Verlängerung des regulären Schienennahverkehrs in der Eifel nach Ulmen statt bisher nach Kaisersesch, die Aartalbahn, ein alter Streckenast bei Trier, die Direktverbindung Worms-Kaiserslautern durchs Zellertal und die Schienenanbindung vom Baumholder, die in letzter Zeit nur noch vom Militär genutzt wurde. Die S-Bahn RheinNeckar soll über Homburg nach Zweibrücken verlängert werden.
Um dies nicht bei einer reinen Werbeeinlage für die rheinland-pfälzische Verkehrspolitik zu belassen, seien einige Erkenntnisse hieraus gezogen.
Zum ersten ist der "Rückzug aus der Fläche" offensichtlich mit genügend politischem Willen umkehrbar, unabhängig davon, wer womit wie an die Börse will. Zum zweiten ist ein integrierter Taktfahrplan ebenfalls ganz offensichtlich unabhängig von den Betreibern zu organisieren, solange die öffentliche Hand den Fahrplan macht, und das ist im Nahverkehr nun einmal der Fall. Zum dritten sind für einen Ausbau des Verkehrs keine gigantischen Mittelsteigerungen erforderlich, wenn man den Wettbewerb ausnutzt und außerdem konsequent angebotsorientiert davon ausgeht, dass Kapazitätssteigerungen auch die Erlöse steigern; da bei Attraktivierungen oder gar Wiedereröffnungen von Bahnverbindungen regelmäßig die Fahrgastzahlen alle Prognosen sprengen, ist hier in diesem Falle eine rosarote Brille durchaus als realistische Einschätzung geboten.
Man kann es verkürzt so sagen: Die günstigste Nahverkehrspolitik ist in den allermeisten Fällen der Ausbau.
Der Rheinland-Pfalz-Takt hat fast 14 ungeheuer erfolgreiche Jahre hinter sich und reihenweise Nachahmer gefunden, so den Drei-Löwen-Takt und den Bayern-Takt; für die Jahre bis und nach 2015 bleibt nur, ihm noch einmal mindestens genauso großen Erfolg zu wünschen.
Bild: Franco Folini bei Flicker (Details und Lizenz)
Ressort: Fahrplan, Integration, Personenverkehr, Politik, Wirtschaft
Heute hat der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) seinen Verkehrsvertrag mit DB Regio NRW, einer Deutsche-Bahn-Tochter, die Nahverkehr in Nordrhein-Westfalen anbietet, fristlos gekündigt. Der Anlass war, dass die DB entgegen der Vertragsbestimmungen statt 90 % weniger als 20 % aller Spätzüge durch Sicherheitspersonal bestreifen ließ, aber angedroht hatte der VRR diese Maßnahme schon seit Januar, insofern ist es keine Überraschung.
Das Wort »Verkehrsvertrag« hat im deutschen Schienenpersonennahverkehr ein besonderes Rüchlein. Zwar werden auch durch Ausschreibung vergebene Verkehre auf Basis eines Vertrages gebracht, aber normalerweise bedeutet »Verkehrsvertrag« immer freihändige Vergabe, und freihändige Vergabe bedeutet bei der richtigen Eisenbahn normalerweise Vergabe an die DB. Verkehrsverträge sind sozusagen die letzten Ausläufer des früheren Monopols der Bundesbahn, denn üblicherweise greifen sie nur dort, wo es bisher noch keine Ausschreibungen gegeben hat. Die meisten Verkehrsverträge legen auch eine Art schrittweisen Ausstieg in Form des sukzessiven Ausschreibens von Teilnetzen fest. Irgendwann werden alle Nahverkehrsleistungen ausgeschrieben werden, aber bisher ist der DB immer noch ein solider Teil des deutschen Schienenverkehrs freihändig und langfristig überantwortet.
Manchmal funktioniert das nicht ganz so gut; die Servicequalität von DB Regio NRW ist legendär schlecht. Auch die Umstände, unter denen diese Verträge geschlossen werden, sind manchmal merkwürdig: Es ist zum Beispiel ein mehr oder minder offenes Geheimnis, dass zum Beispiel der letzte Verkehrsvertrag in Schleswig-Holstein das Unterpfand für die schnelle Inangriffnahme der Elektrifizierung Hamburg-Lübeck-Travemünde war. In Rheinland-Pfalz wurde ganz offen in der Presse gelobt, dass der Verkehrsvertrag die DB motiviere, Wartung und Ausbau im Land zu intensivieren.
Dass da irgend etwas nicht richtig läuft, ist unschwer zu erkennen. Ganz nebenbei ist aus dieser Gemengelage auch abzulesen, dass die DB in absehbarer Zukunft nicht mit steigenden Marktanteilen im Nahverkehrsgeschäft rechnen kann. Das muss nicht unbedingt schlecht sein; es könnte zum Beispiel zu erwarten sein, dass DB Regio sich, was den Service angeht, aufrafft, und Anstalten macht, Netto- oder Bonusverträge abzuschließen
Im VRR-Gebiet hat es nun aber zuerst einmal geknallt; die DB wird zunächst auf Basis verwaltungsrechtlichen Zwanges (unter »Auferlegung«) die Verkehre weiterfahren, bis diese stufenweise im Wettbewerb vergeben werden. Nach dem Sieg, den es für die DB dargestellt hat, als der letzte Mitinteressent aus dem bisher größten Vergabeverfahren, nämlich dem für die S-Bahn Stuttgart, ausgeschieden ist, kommt also ziemlich postwendend ein heftiger Schlag.
Man wird sich darauf einstellen können, dass viele Vertreter verschiedenster Gremien und Unternehmen in den nächsten Tagen viel öffentlich zetern werden. Die Drohung mit verloren gehenden Arbeitsplätze wird wohl eine große Rolle spielen.
Da ein Eisenbahnsystem aber nicht nur kein Freilichtmuseum, sondern auch keine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme ist, halte ich den Schritt des VRR grundsätzlich für richtig.
Und noch ganz andere Schatten zeichnen sich am Horizont ab: Ende April hat beispielsweise die Havelländische Eisenbahn den alten, teilweise stillgelegten Rangierbahnhof Wustermark mit insgesamt knapp 33 Kilometern Gleisen gekauft, explizit auch, um dort Züge zu bilden. Das Monopol der DB auf große Rangierbahnhöfe - nach mancher Ansicht ein Geburtsfehler der Bahnreform - ist damit natürlich noch nicht Geschichte, hat aber zumindest eine kleine Delle bekommen.
Ressort: Infrastruktur, Politik, Service, Wirtschaft